Was sie wissen möchten

Wann sollen Eltern ihr Kind bei einer Logopädin anmelden?

Immer dann, wenn Eltern über die verspätete oder ausbleibende Sprachentwicklung beunruhigt sind. Möglicherweise ist das Kind zusätzlich unzufrieden, ängstlich und gehemmt oder es kann sich noch nicht gut selber beschäftigen. Eine Anmeldung für eine logopädische Abklärung kann für die Eltern entlastend sein.

Ist mein Kind ein Spätzünder?

"Fast jedes fünfte Kind zeigt einen verzögerten Sprechbeginn, das heißt es kann im Alter von zwei Jahren noch nicht 50 Wörter sagen und/oder zwei Wörter miteinander verbinden; diese Kinder werden auch als „Late Talker“ bezeichnet." mehr

Wie können Eltern zuhause ihr Kind bei seiner (Sprach-) Entwicklung unterstützen?

In regelmässig stattfindenden Gesprächen versuchen Eltern und Therapeutin gemeinsam zu verstehen, weshalb das Kind nicht oder verspätet zu sprechen begonnen hat. Verstehen Eltern die Zusammenhänge besser, können sich ihre Sichtweise und häufig auch ihr Verhalten und ihre Gefühle positiv verändern. Während der Gespräche soll den Eltern Gelegenheit gegeben werden, über ihre Verunsicherungen, Ängste, Schuldgefühle oder andere Fragen gemeinsam mit der Logopädin nachzudenken. Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass Eltern nicht mit ihrem kleinen Kind üben müssen. Die Logopädin bringt dem Kind in der Therapie nicht Wörter bei, sondern unterstützt es in seiner Neugierde, nach neuen Wörtern zu fragen. Die Therapeutin versucht das Kind dazu zu führen, dass es durch die eigene Auseinandersetzung die Welt der Dinge entdecken kann und dies auch mitteilen möchte. Damit wird Sprache wesentlich und erhält für das Kind eine starke Bedeutung.

Sollen Eltern mit ihrem Kind über seine Schwierigkeiten sprechen?

Kinder entwickeln im Alter von etwa zwei Jahren erste Vorstellungen. Sie beginnen über die Welt, über sich und andere nachzudenken und wollen verstehen. Schon kleine Kinder stellen den Erwachsenen viele Fragen. Sie beginnen sich mit anderen zu vergleichen und spüren, wenn etwas „anders“ und „nicht in Ordnung“ ist. Sie können jedoch diese „Unstimmigkeiten“ oftmals nicht alleine einordnen. In der Therapie mit sprachauffälligen Kindern ist es bedeutsam, zum Kind und nicht nur über das Kind zu sprechen. Diese „kleinen Gespräche“ sind für das Kind hilfreich, seine oftmals erlebten Unsicherheiten besser zu verstehen und zu bewältigen. Wir sprechen mit den Eltern und sensibilisieren sie für diese spezielle Art des Zugangs.

Sinn von Therapiepausen?

Zu Beginn vereinbaren wir mit den Eltern den zeitlichen Rahmen der Therapie. Wir arbeiten in unserer Praxis nach dem Phasenmodell. Erfahrungsgemäss setzen sich viele Kinder nach 3-4 Monaten aktiver mit der Personen- und Gegenstands-Welt auseinander und beginnen, sich für die Sprache zu interessieren. Das kann sich auch so zeigen, dass sie zufriedener spielen, sich für die Äusserungen anderer interessieren und verstanden werden wollen. Auch wenn das Kind beim Erzählen noch auf die Stütze der Erwachsenen angewiesen ist, die Sätze und Aussprache noch nicht altersgemäss sind, ist eine Therapiepause verantwortbar. Wir gehen davon aus, dass sich die erworbenen Erkenntnisse und Impulse setzen müssen, bevor das Kind wieder für Neues bereit ist. I.d.R. vereinbaren wir nach drei Monaten Pause eine Kontrolle, bei welcher sich zeigt, ob eine weitere Therapiephase angezeigt ist.

In welcher Sprache sollen Eltern mit ihrem Kind sprechen?

Nach Meinung von Fachleuten stellt eine mehrsprachige Situation nicht generell eine Überforderung für den Spracherwerb dar. Auch ein einsprachig aufwachsendes Kind ist bei der Entdeckung der Sprache mit der Tatsache konfrontiert, dass es von verschiedenen Personen unterschiedliche Bezeichnungen eines Gegenstands hört, wie bspw. „Lämpli, Liechtli, Lampa, es brönnt“. Diese Synonyme versucht das Kind zu verstehen, indem es wiederholt auf den Gegenstand zeigt und die Person anschaut, bis es die Gewissheit hat: „Diesem Ding sagt man Lampe“. Wenn das Kind die Begriffsbildung resp. die Sprache entdeckt hat, spielt es keine Rolle, ob ein Wort in verschiedenen Sprachen gesprochen wird. Bei Kindern mit Wahrnehmungsschwierigkeiten oder anderen Beeinträchtigungen kann eine Mehrsprachigkeit aber eine zusätzliche Belastung für den Spracherwerb bedeuten.

Bei mehrsprachigen Kindern ist die Frage wesentlich, welchen emotionalen Bezug die Eltern selber zu ihrer Sprache oder zu der Sprache ihrer Umgebung haben. Die Sprache bedeutet auch für Eltern Identität und Zugehörigkeit. In dem Sinne ist es ratsam, dass Eltern mit ihrem Kind in der Sprache sprechen, in der sie sich daheim fühlen.